Liebe und Verbundenheit

In der Jetztwelt...

Nach etwas mehr als eineinhalb Jahren intensiver Übergabezeit war die weise Hundedame Yara bereit, ihre Lebensaufgabe und Verantwortung abzugeben. Sie hatte Fox, den jungen Hund, in ihre Pfotenabdrücke gezogen, um ihm nicht nur die Kunst des Lebens, sondern auch die Herausforderungen des Abschieds beizubringen. Jetzt, da ihre Zeit gekommen war, um die Reise in die Immerwelt anzutreten, wusste sie, dass er gut vorbereitet war.

In den sanften Augen der alten Hündin spiegelte sich ein ergreifendes Wissen wider – das Leben ist ein flüchtiger Atemzug und jeder Abschied ist eine tiefgründige, schmerzhafte Lektion darüber, was es bedeutet, zu lieben und geliebt zu werden und loszulassen.

Tiya, die unglaublich liebevolle Tierfreundin, hatte über die Jahrzehnte viele ihrer tierischen Freunde auf ihren letzten Wegen begleitet. Jeder Abschied war ein schmerzhafter Schnitt in ihr Herz, doch sie wusste, dass jeder von ihnen im Licht weiterleben würde.

Als Fox vor etwas mehr als einem Jahr in ihr Leben trat, jung und voller Energie, spürte Tiya sofort, dass er auf den Pfotenabdrücken von Yara wandeln würde. Eine zarte Verbindung knüpfte sich zwischen Tiya und Fox, die von Tag zu Tag wuchs, bis sie sich schließlich in einer tiefen Liebe und Verbundenheit wiederfand.

Tiya war überzeugt, dass Fox Yaras Erbe antreten konnte, auch wenn die Unsicherheit in seinen Augen oft sichtbar war. Er fühlte sich der Aufgabe (noch) nicht gewachsen, die ihm auferlegt wurde, doch das Lebensbuch verlangte nach seinem Mut und seiner Entschlossenheit. "Vertraue deinem Herzen", hatte Yara ihm gesagt. Und so fiel der letzte Abschied sanft auf sie herab.

Drei Monate waren vergangen, und während Fox jede seiner Aufgaben ernst nahm, konnte er die Last der Verantwortung nicht leugnen. Der Tag der Liebe näherte sich, und mit ihm auch eine Stille, die drückender war als je zuvor. Er wusste, dass der Weg vor ihm steinig und für ihn, wie auch für Tiya sehr schmerzhaft werden würde.

Am Tag der Liebe, durchströmte ihn ein tiefes Unbehagen. Die Welt um ihn herum war voller Farben und Freude, doch in seinem Inneren tobte ein Sturm. Tiya bemerkte die Veränderung sofort. Besorgt fuhr sie mit Fox in die Tierklinik, wo sie die Hoffnung hatten, das Schicksal abzuwenden. Ein Wettlauf gegen die Zeit begann, während die Tage vergingen und Fox’ Zustand sich verschlechterte. Jede Stunde nagte an Tiyas Herz, und bald erreichte die Verzweiflung einen Punkt, an dem nichts mehr half. Fox bat um Erlösung, und Tiya, gebrochen und voller Liebe, hielt ihn fest in ihren Armen, Herz an Herz und liess ihn gehen…

In diesem entscheidenden Augenblick verwandelte sich Fox in das Löwenherz, eine wundervolle, magische Lebensblume in der Anderswelt. Diese kostbarste Pflanze, die die Kraft hatte, das Herz jedes Wesens im Universum zu erwecken, war das Produkt von Tiyas und Fox’s unbändiger Liebe und Verbundenheit zueinander. Diese Blume, die aus Fox’ neuem Wesen entstand, war ein Symbol für das ewige Band der bedingungslosen Liebe zwischen ihnen, selbst jenseits der physischen Welt.

Die tief empfundene Trauer und den Schmerz über Fox' Verlust öffnete in Tiya eine längst verschlossene Tür zu anderen Welten. Jahre waren vergangen, in denen sie keine Zeichnungen mehr gemacht hatte, keinen Stift mehr berührt hatte.

Doch nun, in dieser tiefen Trauer - eines der schmerzlichsten Verluste, die sie je erlebt hatte - fand Tiya keinen anderen Weg… Sie griff wieder zu Stift und Papier und reiste abermals in die Anderswelt und Immerwelt um Trost zu finden.

Fox war ihr Licht, der Bote Shivas, der sie daran erinnern sollte, dass auch die tiefste Trauer der Weg zu reinster Liebe sein kann. Denn in diesem Prozess der Verletzung und des Schmerzes blühte die Erinnerung auf, und Tiya fand die Farben ihrer Seele wieder.

Ihre Kunst wurde zu einem Akt der Liebe; Die Lebensblume Löwenherz, die in Tiyas Herzen und der Anderswelt sprießte, würde immer blühen, ebenso wie die Erinnerungen an alle anderen ihrer geliebten Seelengefährten – die niemals wirklich fort sind, sondern in der Tiefe ihrer Seele weiterleben – der Anderswelt.